Fußball, Verbandsliga: Pleitenserie beim Aufsteiger. Das Trainerteam um Philipp Schmoldt sucht akut nach Lösungen für die offensiven und defensiven Schwächen der Mannschaft.
Riesig war der Jubel bei den Fußballern des SV 09 Staßfurt, als am Ende der vergangenen Landesliga-Saison der Last-Minute-Aufstieg im Fernduell gegen Union Schönebeck gelang. Doch nur knapp fünf Monate später ist die Euphorie schon längst der Ernüchterung gewichen, dass in der Verbandsliga ein ganz anderer Wind weht. Gelang zum Auftakt in Gardelegen noch ein knapper Sieg, wartet die Mannschaft von Philipp Schmoldt nach der 1:5-Niederlage in Weißenfels seit elf Spielen auf ein volles Erfolgserlebnis. Die Volksstimme hat sich zusammen mit dem Staßfurter Coach auf Ursachenforschung begeben.
Personalsorgen verschärfen sich von Woche zu Woche
Ein Grund für die anhaltende Pleitenserie wurde in den vergangenen Wochen immer deutlicher. Es fehlen zahlreiche Stammspieler. „Was es bedeutet, wenn mit Dustin Abresche der Kapitän fehlt, brauche ich niemandem zu erklären. Aber auch Spieler wie Robert Lampe, Janek Telge oder Dante-Nick Sturm, der jetzt neu dazugekommen ist, sind Leute, die in der Startelf gestanden hätten und die du mit ihrer Art Fußball zu spielen, nicht ersetzen kannst“, erklärte Schmoldt.
Woran die größer werdende Staßfurter Ausfallliste liegt, konnte er hingegen nur bedingt festmachen. „Es kommt gerade alles zusammen. Wir haben einige Verletzungen, uns allerdings durch die Roten Karten auch teilweise das Leben selbst schwer gemacht“, so Schmoldt. Dabei bleiben die 09er aktuell vor nichts verschont. Angreifer Tim Gadkowsky hatte nach seiner Verletzung noch einen letzten Versuch gewagt, der allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Die Schmerzen im Knie kehrten zurück und so hat Staßfurts Nummer 16 vor zwei Wochen die Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Zudem verletzten sich zuletzt auch die ausgeruhten Spieler. „Ermüdung kann dann auch kein Grund sein“, hält Schmoldt fest.
Wie groß die Personalsorgen sind, zeigte sich auch am vergangenen Wochenende. Trotz 30-Mann-Kader mussten wieder zwei Spieler aus der Zweiten aushelfen, wobei Noel Maurice Weirauch „seine Sache wie schon gegen Ammendorf sehr gut gemacht hat. Trotzdem darf es nicht sein, dass wir ihn überhaupt einsetzen müssen“, so der Trainer.
Und selbst zwischen den Pfosten muss immer wieder improvisiert werden. So kam in Weißenfels Torwarttrainer Marco Janich zum Einsatz, weil alle drei etatmäßigen Torhüter nicht zur Verfügung standen. „So kann sich unsere Abwehr mit keinem einspielen“, ärgerte sich Schmoldt.
Mit Abstand schlechteste Abwehr der Liga
Damit sprach er auch ein weiteres großes Manko seines Teams an. 36 Gegentore in zwölf Spielen sind der absolute Negativwert der Verbandsliga. „Wir wollen offensiv spielen, stehen dadurch zwangsläufig hinten offener. Und die letzten Gegner waren auch Teams, mit denen wir uns aktuell nicht messen können und müssen“, versuchte der Coach die jüngsten deutlichen Niederlagen zu erklären. Unlängst gestand er aber auch: „Unser Zweikampfverhalten ist noch nicht so, dass wir in der Liga etwas mitnehmen können“. Das trifft vor allem defensiv zu.
Da es offensiv – angesichts der Ausfälle – zudem nicht die nötige Entlastung gibt, steckt der SV 09 tief im Tabellenkeller fest. Doch die Stimmung innerhalb der Mannschaft bleibt positiv. „Alle, die jetzt sagen, wir können kein Fußball spielen, würde ich gerne zum Training einladen“, hat Schmoldt seinen Humor nicht verloren. „Jetzt kommen drei Spiele gegen Gegner, die mehr auf Augenhöhe mit uns sind. Da wollen wir etwas mitnehmen.“
Staßfurts Trainer Philipp Schmoldt muss angesichts der zahlreichen Ausfälle in seiner Mannschaft immer häufiger improvisieren.
Originaltext Tobias Zschäpe: https://www.volksstimme.de/lokalsport/stassfurt vom 04.11.2024
Foto: Michael Küssner