Fußball-Verbandsliga: Wie sich der SV 09 Staßfurt nach schwacher erster Hälfte in letzter Minute noch zu einem Punktgewinn im Kreisderby gegen den SC Bernburg gekämpft hat.
Nach 70 Minuten hatten die ersten Zuschauer genug gesehen. Angesichts der Temperaturen, der scheinbar klaren Kräfteverhältnisse auf dem Kunstrasenplatz an der Krumbholzallee und des Zwei-Tore-Vorsprungs der Gastgeber schwand der Glaube, dass sich noch etwas am Spielstand ändern würde. Doch die Zuschauer, die auch die Schlussphase im Verbandsliga-Kreisderby zwischen dem SC Bernburg und dem SV 09 Staßfurt ausharrten, sollten das nicht bereuen. Nachdem eine Viertelstunde vor dem Ende der Anschlusstreffer gelang, glichen die Gäste in der Nachspielzeit noch zum 3:3 (3:1)-Endstand aus und bejubelten den ersten Punktgewinn seit Spieltag fünf.
Führung durch Jubilar
Gleich zu Beginn schien noch mehr möglich. Als die letzten der 258 Zuschauer noch am Eingang anstanden, brandete auf dem Kunstrasen erstmals Jubel auf. Nach einem Eckball köpfte Staßfurts Matthias Lieder, der in seinem 222. Punktspiel als Kapitän auflief, zum 0:1 ein. Im Anschluss übernahm allerdings der favorisierte Gastgeber schnell die Regie. Es dauerte etwas, doch dann war Giorgaki Tsipi zur Stelle – 1:1. War dieser Treffer angesichts der Spielanteile verdient, war die Entstehung unglücklich aus Staßfurter Sicht. Tsipi zog über die rechte Seite in den Strafraum, spielte mehrere Abwehrspieler aus und schloss ab. Vom langen Pfosten prallte der Ball an den Rücken von Keeper Alexander Probst und von dort über die Linie.
Noch ärgerlicher war für die Gäste dann die Bernburger Führung nach einem eigenen Freistoß, der auf Höhe des SCB-Strafraums beim Gegner landete. Mit einem langen Pass von Tsipi auf Usman Taiwo war schnell das Spielfeld überbrückt und der Torjäger zeigte sich vor dem Kasten eiskalt.
Damit schien das Schicksal für die Gäste seinen Lauf zu nehmen. Staßfurt kam in dieser Phase kaum noch zum Zug, während die Kreisstädter weitere Chancen hatten. „Zur Pause muss es 5:1 stehen“, betonte Bernburgs verärgerter Trainer Torsten Lange. Seinem Team gelang allerdings nur noch ein Treffer. In der Nachspielzeit traf Dustin Strobach zur vermeintlichen Vorentscheidung.
„Zur Pause muss es 5:1 stehen, danach hat Staßfurt aus wenig viel gemacht.“
Torsten Lange, Trainer SC Bernburg
Wechsel schlagen ein
Doch die Staßfurter hatten sich noch nicht aufgegeben. „Wir wussten, wenn wir das zweite Tor machen, kommt Bernburg nochmal ins Schwimmen“, erklärte Staßfurt-Trainer Philipp Schmoldt später die Marschroute für die zweiten 45 Minuten. Mit Willy Korte und Dante-Nick Sturm brachte er zwei neue Spieler – die richtige Entscheidung, wie sich zeigen sollte. „Die Einwechslungen haben heute alle eingeschlagen“, merkte Schmoldt später an.
„Wir wussten, machen wir das zweite Tor, kommt Bernburg ins Schwimmen.“
Philipp Schmoldt, Trainer SV 09 Staßfurt
Staßfurt dominierte zwar die zweite Halbzeit nicht, kam aber deutlich besser zum Zug. Schmoldt formulierte vorsichtig: „Ich fand unsere zweite Halbzeit nicht schlecht.“ Und auch Lange musste anerkennen: „Staßfurt hat in der zweiten Hälfte aus wenig viel gemacht.“ Was er meinte, war zunächst der Anschlusstreffer. Sturm, der im Mittelfeld für viel Ballbesitz sorgte, trat einen Eckball, den diesmal Florian Schmidt-Daul einköpfte. Wie schon beim 0:1 sah dabei Kevin Schneider im Tor des SCB unglücklich aus.
Dann folgte die Nachspielzeit. Nach einem Foulspiel an Amon van Linthout an der Strafraumkante zögerte Schiedsrichter Tobias Menzel kurz, entschied dann aber, dass dieses im Strafraum stattgefunden hatte. Der Gefoulte verwandelte selbst und rannte anschließend zum Staßfurter Nachwuchs hinter der Torauslinie, der seinen Verein im Derby so lautstark unterstützt hatte, wie in den sieglosen Vorwochen.
„Der Support von ihnen tut sehr gut“, merkte Schmoldt an. „Der Punkt bringt uns in der Tabelle erstmal nicht viel, aber für die Moral kann er sehr wichtig sein.“ Beim SCB machte sich hingegen nach dem zweiten späten Punktverlust in Folge Ernüchterung breit.
Nach der Pause kamen Max Dittwe (Zweiter von rechts) und der SV 09 Staßfurt deutlich häufiger in die Bernburger Hälfte.
Originaltext Tobias Zschäpe: https://www.volksstimme.de/varia/lokalredaktion-stassfurt-408345 vom 25.11.2024
Foto: Tobias Zschäpe