Rückblick: 2023/2024: Dramatik pur! Erst am letzten Spieltag der Fußball-Landesliga entscheidet sich das Titelrennen. Obwohl der SV 09 Staßfurt die schlechteren Karten hat, gelingt dem Team das Unmögliche. Der Weg dahin war nicht leicht.
Staßfurt. Es war der 11. Mai. Der SV 09 Staßfurt war in Bismark gefordert. Nach 90 Minuten stand eine schmerzhafte 0:1-Niederlage zu Buche. Union Schönebeck, der damalige Spitzenreiter der Fußball-Landesliga, gewann sein Heimspiel 4:1 gegen Heyrothsberge und baute den Vorsprung auf den Zweiten (Staßfurt) auf drei Zähler aus. „Da ist für uns eine Welt zusammengebrochen. Auf der Heimreise war die Stimmung gedämpft“, erinnert sich Staßfurts Coach Philipp Schmoldt.
Nach dem Duell gegen die Altmärker hatten die Kicker drei Wochen Pause und die nutzten die Staßfurter bestens aus. Nach dem 4:2-Erfolg gegen Osterburg und der gleichzeitigen Niederlage der Schönebecker gegen den MSV Börde (0:3) war für das Saisonfinale alles angerichtet. „Am letzten Spieltag hatten wir keinen Druck – bis das Ergebnis aus Schönebeck in der Halbzeit durchsickerte.“ Union lag gegen Warnau zurück und verlor schlussendlich mit 0:3. Staßfurt erkämpfte sich ein 3:3-Remis gegen Irxleben und feierte durch den Punktgewinn den Titel und den Aufstieg in die Verbandsliga.
„Ein großer Dank geht auch an Daniel Petzold. Der hatte großen Anteil an der personellen Zusammenstellung und hat somit auch den Grundstein für die Saison gelegt mit seiner Spielweise, die wir nicht groß verändert haben“, sagt Schmoldt, der zu diesem Zeitpunkt noch Co-Trainer war. Mehr als zehn Neuzugänge begrüßten die Bodestädter. „Wir waren ein bunter Haufen, denn auch das Trainerteam war komplett neu.“ Die Integration der neuen Spieler funktionierte aber sehr gut und auch der Start in die Saison machte Hoffnungen.
Allerdings mussten sich die zahlreichen jungen Kicker erstmal an die Luft im Männerbereich gewöhnen, was aber schnell gelang. Den weiteren Weg der Entwicklung konnte Daniel Petzold nicht mehr erleben. Mitte Oktober trennten sich die Wege des Trainers und 09 und Schmoldt übernahm vorerst interimsweise – sein erstes Spiel auf der Bank als „Chef“ war ausgerechnet gegen Union Schönebeck (4:4). Bis zur Winterpause konnte Schmoldt Ergebnisse liefern, sodass sich beide Seiten darauf verständigten, die Zusammenarbeit weiterzuführen.
Und der „Neue“ bemerkte in der Winterpause einen Ruck im Team. „Aus Mitspielern wurden richtige Freunde“, meint Schmoldt. Bei drei Turnieren nahmen die Staßfurter teil und sicherten sich jedes Mal Platz eins – Siege, die dem Mannschaftsgefüge richtig guttaten. Das Trainingslager in Schierke war ein weiterer wichtiger Baustein.
„Aus Mitspielern wurden richtige Freunde“. Philipp Schmoldt, Trainer SV 09 Staßfurt (Foto: Pixelpower)
Erfolgreich ging es auch zu Beginn der Rückrunde weiter. Allerdings kam ein Problem auf, mit welchem so keiner gerechnet hatte. „Personell hatten wir ordentlich zu kämpfen.“ So sehr sogar, dass beim 3:1-Sieg gegen Niederndodeleben Benjamin Kollmann, der sportliche Leiter der Staßfurter, auf der Bank Platz nahm und zum Einsatz kam. „In dieser Zeit hat jeder auf die Zähne gebissen und sich für den anderen aufgeopfert“, freut sich Schmoldt über den gewachsenen Zusammenhalt.
Der Saisonendspurt hätte dann nicht spannender verlaufen können. „Der Glaube war eigentlich schon weg“, gesteht Schmoldt. Das änderte sich am vorletzten Spieltag: Staßfurt spielte gegen Osterburg. Zur Pause lagen die Gastgeber mit 1:2 zurück. Der Trainer griff in die Trickkiste, um den Glauben zurückzuholen. Also holte er sein Handy aus der Tasche und zeigte seiner Mannschaft das Ergebnis aus Magdeburg. Union Schönebeck lag gegen den MSV mit 0:2 hinten und die Chance auf Platz eins kehrte zurück. Staßfurt gewann 3:2, Schönebeck verlor 0:3. Am letzten Spieltag in Irxleben machten die Bodestädter dann das anfangs erwähnte Meisterstück – mit Unterstützung der Konkurrenz – doch noch perfekt.
Über Ziele für die neue Saison haben sich die Staßfurter noch nicht unterhalten. „Als Aufsteiger kann aber das oberste Ziel nur der Klassenerhalt sein“, backt zumindest Schmoldt kleine Brötchen. „Zudem wollen wir uns menschlich, körperlich und fußballerisch weiterentwickeln“, so der Trainer.
Vor allem die Youngster um Laurenz Hoffmann (in rot) haben im Trikot des SV 09 Staßfurt einen großen Entwicklungsschritt getan, welcher den Coach zufriedenstellte. Beim Derbysieg gegen Union Schönebeck in der Bodestadt war Hoffmann stets ein Unruheherd.
Foto: Tobias Zschäpe
Dante Nick Sturm (rechts) und Co. vom SV 09 Staßfurt lagen gegen Osterburg zurück, drehten das Duell aber in Durchgang zwei.
Foto: Michael Küssner
Der Jubel der Bodestädter nach dem Remis am letzten Spieltag gegen Irxleben kannte keine Grenzen. Der Zähler reichte aus, um den Titel und den Aufstieg in die Verbandsliga zu sichern.
Dieses Foto ist nicht das aus der Volksstimme, ähnelt ihm aber sehr.
Foto: Sven Brückner
Originaltext Kevin Sager: https://www.volksstimme.de/lokalsport/stassfurt vom 09.07.2024