Nach der Pause deutlich mutigere Staßfurter drehen das Derby der Fußball-Landesliga, Staffel Nord, am Freitagabend gegen Union Schönebeck und ziehen mit dem Spitzenreiter gleich.
Szenen, wie nach der Meisterschaft von Bayer Leverkusen vor einer Woche, waren es zwar nicht, aber schon kurz nach Spielende waren einige Staßfurter Fans auf den Rasen im Stadion der Einheit gerannt, um mit ihrer Mannschaft zu feiern. Nur wenige Augenblicke, nachdem Staßfurts Vereinschef Christian Krüger mit angespannter Miene den Satz „Jetzt müssen wir es nur noch über die Zeit bringen“ beendet hatte, pfiff Schiedsrichter Jason Steimecke das Landesliga-Spitzenspiel zwischen dem gastgebenden SV 09 und Spitzenreiter Union Schönebeck beim Stand von 2:1 (0:1) ab.
Groß war der Jubel nicht nur auf Grund des insbesondere den gut 400 Zuschauern anzumerkenden Derbycharakters, sondern vor allem deshalb, weil es in Halbzeit eins noch nicht nach einem Erfolgserlebnis für die Heimmannschaft aussah. „Zu Beginn ist unser Plan voll aufgegangen“, sah Union-Coach André Hoof einen überzeugenden Start seines Teams. Während beide Seiten zunächst vor allem keine Fehler machen wollten, bestimmten die Schönebecker dennoch das Spielgeschehen und hatten die klareren Offensivaktionen – jedoch ohne allzu großen Zug zum Tor.
Auch in der 43. Minute schien ein Pass in die Spitze auf Marcus Bolze zu verpuffen, da 09-Verteidiger Thorben Zöger den Ball eigentlich schon abgelaufen hatte. Doch in bester Torjäger-Manier setzte sich Bolze doch noch durch und stocherte das Spielgerät vor dem langen Pfosten ins Tor. Beinahe wäre Staßfurt noch vor der Pause der Ausgleich gelungen, als Laurenz Hoffmann nach einem gefährlichen Rückpass auf Union-Keeper Leon Pascal Jaffke frei vor diesem auftauchte. Der Schlussmann konnte den Ball aber fangen, so dass es beim Stand von 0:1 in die Kabinen ging.
Bis dahin war es noch ein recht verhaltenes Derby, zumindest was die 22 Mann auf dem Platz anging. Von den Zuschauerrängen gab es hingegen immer wieder die lautstarke Unterstützung. „Angesichts der Kulisse haben wir uns in der Pause dann nochmal vorgenommen, alles reinzuhauen und den Fans etwas zurückzugeben“, beschrieb Staßfurts Trainer Philipp Schmoldt die Pausenansprache der Gastgeber. Und tatsächlich kamen die Bodestädter deutlich verbessert zurück. Doch zunächst schien das Derby ein unschönes Ende zu nehmen, als die lautstärksten Schönebecker Fans begannen, Pyrotechnik zu zünden. Der Schiedsrichter bat die Union-Spieler, ihre Fans zu beruhigen, was auch Wirkung zeigte, so dass es weitergehen konnte.
Aber nach der knapp zweiminütige Unterbrechung waren die Gastgeber wacher, die durch Matthias Lieder den Ausgleich erzielten. Vorausgegangen war dem ein sehenswertes Dribbling über die rechte Angriffsseite von Maurice Hertel. Von den Gästen kam nach Wiederanpfiff generell deutlich weniger, als in den ersten 45 Minuten. „Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir in Halbzeit zwei zu passiv waren“, gestand auch Union-Trainer Hoof. Defensiv ließ seine Mannschaft zwar wenig zu, aber nach vorne ging so gut wie gar nichts mehr. Staßfurt machte das Spiel, und auch die Chancen wurden immer gefährlicher.
Vier Minuten vor dem Ende war es dann soweit: Ein mustergültiger Pass von Hoffmann zwischen zwei Abwehrspieler hindurch erreichte Hertel, der den Spielstand drehte. Sein Ball sollte wohl eigentlich die Mitspieler fünf Meter zentral vor dem Gehäuse finden, doch da ein Gäste-Spieler den Ball noch leicht abfälschte, landete das „runde Leder“ im Tor. Erst in den Schlussminuten suchte Schönebeck sein Glück noch einmal in der Offensive, jedoch ohne Ertrag.
„Bitter, dass wir es durch ein Eigentor verlieren“, meinte Hoof nach Abpfiff, auch wenn der Treffer letztlich für Hertel gewertet wurde. „Aber wir sind immer noch Erster. Dann verteidigen wir den Vorsprung jetzt eben bis zum Schluss.“ Auch die Gegenseite machte keinen Hehl daraus, wie das Saisonziel lautet. „Der Sieg war am Ende verdient. Wenn ich punktgleich mit dem Ersten bin, will ich nicht Zweiter bleiben“, vermied Schmoldt das Wort „Aufstieg“, umschrieb es aber passend.
Die Staßfurter um Laurenz Hoffmann (Mitte) bestimmten das Duell mit Schönebeck in Halbzeit zwei.
Foto & Originaltext Tobias Zschäpe: https://www.volksstimme.de/lokalsport/stassfurt vom 22.04.2024
Groß war der Jubel bei den Spielern, Trainern und Fans des SV 09 Staßfurt nach dem späten Derbysieg gegen Union Schönebeck.
Foto: Sven Brückner