Nachdem der SV 09 Staßfurt im Verbandsliga-Gastspiel beim VfB Sangerhausen eine Halbzeit lang wie der sichere Sieger aussieht, zitterten sich die Gäste letztlich zu einer Punkteteilung.
Im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ von 1993 erlebt Bill Murray in der Rolle des Wetteransagers Phil Connors immer wieder denselben Tag. In einer ähnlichen Zeitschleife scheinen aktuell die Verbandsliga-Fußballer des SV 09 Staßfurt gefangen, denn wie schon in den vergangenen Partien war die Mannschaft auch zu Gast beim VfB Sangerhausen über circa 70 Minuten ebenbürtig, eine Halbzeit lang sogar das bessere Team – doch zu einem vollen Erfolg reichte es beim 3:3(1:2) am Ende wieder nicht.
Staßfurts Trainer Philipp Schmoldt bescheinigte seiner Mannschaft eine „super erste Halbzeit“. Der SV 09 ließ lange keine Chancen der Hausherren zu und war stattdessen selbst offensiv gefährlich. Allerdings dauerte es eine gute halbe Stunde, bevor Laurenz Hoffmann seine Farben erstmals in Führung brachte. Eine Eingabe von Max Dittwe von der rechten Seite verwandelte Staßfurts Nummer zehn unhaltbar zum 0:1. Ähnlich sah auch die Entstehung des 0:2 gerade einmal sieben Minuten später aus. Diesmal war es über rechts jedoch Maximilian Moye der Amon van Linthout im Zentrum bediente.
Angesichts der bis dahin wenig ertragreichen Angriffsbemühungen des VfB schien es mit dem Zwei-Tore-Polster auch in die Kabinen zu gehen. Doch einmal mehr wurde den Bodestädtern schmerzlich aufgezeigt, welche Kaltschnäuzigkeit gestandene Verbandsliga-Teams mit sich bringen. Mit der ersten Möglichkeit im gesamten Spielverlauf verkürzte Gabriel Edgar Schneider per Heber über 09-Schlussmann Tim Gabriel, nachdem ein Befreiungsschlag des Gastgebers Staßfurts Abwehr überwunden hatte.
Die Gäste wollten dennoch das Positive aus der ersten Halbzeit mitnehmen und darauf aufbauen – doch dieser Plan wurde schnell über den Haufen geworfen, als nur Augenblicke nach Wiederanpfiff der Ausgleich fiel. Diesmal war mit Bruno Weick ein Spieler für den VfB zur Stelle, den die Gäste nie in den Griff bekamen. Schmoldt bescheinigte ihm später, dass er „eigentlich zu gut für die Liga“ sei.
Doch der SV 09, der gut auf den Platz zurückgekehrt war, fand schnell die richtige Antwort. Es dauerte nur 120 Sekunden, bevor Dante-Nick Sturm Staßfurt erneut in Führung brachte. Das Tor in Richtung drei Punkte war wieder weit aufgestoßen. „Es war ein Prozess zu sehen. Wir haben – anders als zuletzt – nach der Führung nicht mehr alles nach vorne geworfen, und uns zurückgezogen“, lobte Schmoldt nach Abpfiff die Entwicklung seiner Mannschaft.
Weick fand dennoch einen Weg, um abermals auszugleichen. Als sich die 09er nach 67 Minuten in Erwartung eines lang ausgeführten Freistoßes noch sortierten, wurde dieser stattdessen kurz gespielt und fand seinen Weg zum VfB-Torjäger. Dessen abgefälschter Schuss landete unhaltbar im Netz.
Unnötig zittern musste die Schmoldt-Elf dann in der Schlussphase. „Da konnten wir die Abstände zwischen Angriff und Abwehr nicht mehr halten und bettelten um ein viertes Gegentor“, gestand der Coach. Da dieses nicht mehr fiel, blieb es beim 3:3. Ein Punktgewinn? Darüber herrschte nach Abpfiff Uneinigkeit. „Zehn Spieler waren zufrieden, zehn andere nicht“, lachte Schmoldt.
Mit zwei Nächten Abstand kam er jedoch zum Schluss: „Angesichts der Schlussphase kann ich mit dem Ergebnis gut leben.“ Dennoch bleibt das Ziel für den Aufsteiger, dem „Murmeltiertag“ schnellstmöglich zu entkommen. Für Phil Connors dauerte das mehrere Jahre – so lange wollen sich die Staßfurter nicht Zeit lassen. Die nächste Chance auf drei Punkte besteht nach dem Pokalwochenende allerdings erst wieder am 22. September in Stendal.
Seit drei Spielen warten Jonas Schulz (rechts) und der SV 09 Staßfurt inzwischen auf einen Sieg in der Verbandsliga. In Sangerhausen reichte auch eine zweimalige Führung nicht aus.
Originaltext Tobias Zschäpe: https://www.volksstimme.de/lokalsport/stassfurt vom 02.09.2024
Archivfoto: Sven Brückner