Bis zur letzten Minute bleibt das Meisterschaftsrennen in der Landesliga spannend. Mit dem3:3 in Irxleben stößt Staßfurt die Schönebecker (0:3 gegen Warnau) noch von Platz eins.
Ein verrücktes Saisonfinale erlebten die Fans aus dem Salzlandkreis im Fernduell zwischen dem SV 09 Staßfurt, der beim SV Irxleben antreten musste, und Union 1861 Schönebeck, die den SSV Havelwinkel Warnau empfingen, um die Landesliga-Meisterschaft und den Aufstieg in die Verbandsliga. Ein Spieltag mit zahlreichen Wendungen in chronologischer Folge:
Anpfiff: Auf dem Papier hatten die Staßfurter in Irxleben den leichteren Gegner vor der Brust. Als Tabellenzweiter war man zu Gast beim Neunten. Doch von Beginn an sah man den Hausherren an, dass auch für sie noch einiges auf dem Spiel stand. Nur mit einem Sieg würden sie die Klasse halten. So begannen beide Seiten nervös, die erste Großchance hatte nach elf Minuten gar der SVI durch Robin Sanne. In der Folge sorgten auch Amon vanLinthout (14.) und Robert Lampe (18.) für erste Achtungszeichen der Bodestädter. Nach 24 Minuten dann ein Aussetzer von 09-Ersatztorwart Jens Ulrich. Der Ball zappelte im Netz,doch Schiedsrichter Norman Schütze zeigte Abseits an.
34. Minute: Zu zwingenden Chancen war Klassenprimus Union bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen, nur vereinzelt tauchte die Mannschaft vor dem von SSV-Abwehrrecke Jan Streisel gehüteten Tor auf. Dann ging es ganz schnell. Mit einem Konter überbrückten die Altmärker das Spielfeld und Claas Albrecht netzte zum 0:1 ein. Die Fangesänge der zahlreichen Schönebeck Fans verstummten abrupt.
38. Minute: Die Nachricht vom Unioner Rückstand hatte beim SV 09 kaum die Runde gemacht, da vergruben die Staßfurter selbst das Gesicht in den Händen. „Wir machen unsere 100-prozentigen Chancen nicht, Irxleben schon“, kommentierte 09-Coach Philipp Schmoldt später den Rückstand durch Simon Schwenke. Als sich dann auch noch Matthias Lieder kurzvor dem Pausenpfiff verletzte, schien es ein gebrauchter Tag für die Bodestädter zu werden.
Halbzeit: Aber auch an der Barbarastraße sah man beim Gang in die Kabinen zum Großteil enttäuschte Gesichter. Wie schon in der Vorwoche war Union offensiv viel zu ungefährlich, um der Partie den Stempel aufzudrücken. Doch Trainer André Hoof gab seiner Mannschaft aus Hälfte eins die Chance, es nach der Pause besser zu machen, wechselte nicht.
53. Minute: Schlag auf Schlag ging es kurz nach der Pause im „Wildparkstadion“. Zunächst entschied der Unparteiische auf Elfmeter. Der 21-jährige van Linthout schnappte sich den Ball und traf mit seinem sechsten Saisontor zum Ausgleich. Damit lag Staßfurt in der Live-Tabelle einen Punkt vor Union auf Platz eins – doch wieder konnten sich die 09er nicht langefreuen, denn es dauerte keine zwei Zeigerumdrehungen, bis Irxlebens Lukas Schwenke seine Farben erneut in Führung brachte. Der Matchball lag wieder bei den 35 Kilometer entfernt spielenden Elbestädtern.
59. Minute: Union versuchte den Ausgleich zu erzwingen und bekam einen Freistoß aus 18 Metern halbrechts vor dem Tor. Doch dieser flog um wenige Zentimeter am linken Torkreuz vorbei.
64. Minute: Gab es einen besseren Zeitpunkt für das erste Saisontor? Thorben Zöger stand am zweiten Pfosten völlig frei und konnte für 09 zum erneuten Ausgleich einköpfen. Dieser schien noch einmal ganz neue Kräfte bei den Gästen freizusetzen, denn nur 120 Sekunden später erzielte Laurenz Hoffmann erstmals die Führung für Staßfurt. Union brauchte nun zwei Tore.
68. Minute: Hitzige Diskussionen im Warnauer Strafraum. Nach einem vermeintlichen Foulspiel forderten die Gastgeber Elfmeter, oder zumindest – wenn vom Verteidiger das runde Leder getroffen wurde – Eckball. Doch Schiri Christopher Bethke zeigte an, dass es mit Abstoß weiterging.
73. Minute: Staßfurt hatte die Vorentscheidung auf dem Fuß, doch Robert Lampe konnte diese nicht nutzen. Stattdessen waren es die Gastgeber, die sich nie aufgaben und durch Sanne noch einmal zum Ausgleich (78.) kamen.
80. Minute: „Ein scheiß Tor“, war aus dem Fanlager der Gastgeber zu hören, nachdem der 3:3-Zwischenstand im Liveticker des Parallelspiels angezeigt wurde. Der Glaube an die Meisterschaft war noch da. Doch auf dem Platz blieben die Hausherren zu ideenlos, obwohl sie alles nach vorne warfen. Am Ende waren es die Altmärker – die zuvor vor allem versuchten, Zeit von der Uhr zu nehmen – die den Ball noch zweimal (86., 90.) über die Linie brachten. Beim 0:3 in der Nachspielzeit war vom Stadionsprecher dann nur noch ein Seufzen zu hören.
90. Minute: Doch noch war die Entscheidung nicht gefallen. Fünf Minuten Nachspielzeit mussten die Staßfurter überstehen. „Wir haben bis zum Ende gezittert“, gestand 09-Coach Schmoldt. Nach dem Abpfiff kannte der Jubel bei ihm und seinem Team über den märchenhaften Aufstieg dann allerdings keine Grenzen mehr. Nur einmal im gesamten Saisonverlauf standen die Staßfurter auf dem Platz an der Sonne: am wichtigsten aller Spieltage.
Die Trainerstimmen:
„Wir waren im Oktober weg, vor drei Wochen weg und mussten heute kämpfen. Auch wenn es vielleicht nicht unser bestes Spiel war, großen Respekt an die Mannschaft, wie sie trotz des jungen Alters immer zurück gekommen ist.“
Philipp Schmoldt, Trainer SV 09 Staßfurt (FOTO:PIXELPOWER)
„Wir hatten – wie letzte Woche – nicht mal Chancen. Wir hatten die ganze Saison nichts zu verlieren – das war die letzten beiden Spiele anders und hat uns vielleicht zu sehr beschäftigt. Das ist gerade sehr bitter.“
André Hoof, Trainer Union Schönebeck (FOTO: MARVEN WABINSKI)
Nachdem der Pokal von den FSA-Verantwortlichen von Schönebeck nach Irxleben gebracht wurde, war Zeit für das obligatorische Jubelfoto.
Laurenz Hoffmann (Mitte) erzielte in Halbzeit zwei das zwischenzeitliche 3:2 für seinen SV 09 Staßfurt in Irxleben.
Fotos: Sven Brückner
Der Moment, als der Aufstieg feststand: Großer Jubel bei Amon van Linthout (Mitte) und Co. nach dem Abpfiff in Irxleben.
Foto: Christian Meyer
Originaltext Tobias Zschäpe: https://www.volksstimme.de/lokalsport/stassfurt